Montag, 28. Oktober 2019

Das Herz der Franken im Naturpark Steigerwald entdecken

„Ich will zur schönen Sommerzeit ins Land der Franken fahren“ heißt es im Frankenlied. Doch eigentlich ist es egal, ob Frühling, Sommer, Herbst, oder Winter. Denn Franken ist zu jeder Zeit eine Reise wert. Zudem hat Franken so viel zu bieten, dass ein einziger Sommer zum Kennenlernen auf gar keinen Fall ausreicht. In Franken gibt es nicht nur jede Menge Städte, von denen jede einzelne eine geballte Ladung an geschichtlichen Highlights bietet, sondern auch das fränkische Seenland und mehrere Mittelgebirge wie die fränkische Schweiz, das Fichtelgebirge und die Rhön.

Doch das Herz der Franken liegt mitten im Steigerwald. Ein paar Jährchen wohne ich jetzt schon hier am Rande des Steigerwalds, nur eine halbe Autostunde von Nürnberg entfernt. Trotzdem habe ich mich bisher nicht auf den Weg gemacht, dieses Herz zu suchen. Aber jetzt will ich es wissen. Sportskanonen würden wahrscheinlich sofort von der Haustür aus mit dem Fahrrad starten. Allerdings kann man auch mit dem Auto fahren. 

Deshalb ziehe ich dieses Beförderungsmittel vor. Ich steige also ins Auto und tangiere kurze Zeit darauf Schlüsselfeld, einen Ort, der nicht nur strategisch sehr günstig zu allen Ausflügen liegt, die rund um den Steigerwald unternommen werden können, sondern auch verkehrstechnisch sehr gut über die Autobahn angefahren werden kann. Zudem ist Schlüsselfeld selber ein sehenswerter Ort mit einer barocken Marienkirche, die viele Touristen anzieht. Außerdem gibt es am Marktplatz einen Jakobsbrunnen mit Jakobsmuschel, aus dem sich die Pilger erfrischen können, die auf dem fränkischen Teil des Jakobswegs unterwegs sind.  

Es ist einer der drei Orte, die das sogenannte Drei-Franken-Eck bilden. Das Besondere:  Jede Ortschaft liegt in einem anderen Regierungsbezirk. Dazu gehören neben Schlüsselfeld in Oberfranken auch noch Geiselwind in Unterfranken und Burghaslach in Mittelfranken. Auf meiner Fahrt passiere ich zwei dieser Orte.

Der Drei-Franken-Stein – Einheitssymbol für drei Regierungsbezirke

Ein paar Kilometer weiter kommt auch schon Burghaslach. Dahinter biege ich ab. Mein Ziel ist inzwischen ausgeschrieben: Der Drei-Franken-Stein. Nein, da es gibt keine Ähnlichkeit mit Dr. Frankenstein aus der englischen Schauergeschichte. Der Drei-Franken-Stein heißt vielmehr so, weil er genau an der Stelle sitzt, an dem Unterfranken, Mittelfranken und Oberfranken aneinanderstoßen, im Zentrum des Drei-Franken-Ecks. Nach einigen Fahrminuten komme ich an meinem Ziel mitten in sehr viel Landschaft an. Bei den Parkplätzen habe ich die freie Auswahl. Dort, umgeben von Natur,  steht er nun: Der riesige Naturstein aus Muschelkalk, mit einer Breite von 2,80 m und einem Gewicht von 2,5 Tonnen. Hier also schlägt das Herz Frankens. Ein wenig erinnert er mich an den Hinkelstein von Obelix. Die äußere Form wirkt sehr ähnlich.  Gleichzeitig sieht er auch aus wie ein Stein aus einer anderen Zeit, mit seinem gepflastertem Rund außen herum und den sternenförmig auf ihn zulaufenden Steinwegen. Ich springe neugierig aus dem Auto und in wenigen Sekunden eile ich von Unterfranken nach Oberfranken und Mittelfranken. Es macht Spaß, einfach mal so von einem Regierungsbezirk zum anderen zu wechseln. Dabei kann ich die im Stein eingemeißelten Wappen betrachten.  Außen herum sind mehrere Infopavillons angeordnet, die Informationen über die Regierungsbezirke bereithalten.  Doch auch wenn das Grenzenhopping lustig erscheint, so hat der Stein doch einen politischen Hintergrund. Als  nämlich die Franken im Jahr 1806 bayerisch wurden, wollten die Bayern dem Namen „Franken“  keinen Platz mehr auf der Landkarte zubilligen. Das gefiel den Franken allerdings nicht. Sie widersetzten sich und bildeten aus den bestehenden Verwaltungskreisen die noch heute bekannten Bezirke Unter- Ober- und Mittelfranken. Damals, im Jahr 1892 setzten sie als gemeinsames Symbol den Grenzstein, der jedoch sieben Kilometer vom jetzigen Drei-Franken-Stein entfernt lag.  1972 kam die Gebietsreform und machte eine Aktualisierung des Standorts notwendig. So zog der Drei-Franken-Stein an den heutigen Standort um.
Drei-Franken-Stein

Die magische Energie des Drei-Franken-Steins

Mein besonderes Interesse ruht jedoch auf einem interessanten Konstrukt, das verspricht, meine NordicWalking Stöcke, - die ich leider nicht dabei habe – mit besonderer Energie aufzuladen. Ich müsste nur meine Stöcke in eine Vorrichtung stecken und einen Knopf drücken. Nach nur fünfzehn Minuten wären dann meine Stöcke mit der Energie des Drei-Franken-Steins aufgeladen und ich könnte mit richtig guter Laune meine Wanderung fortsetzen. Ich lese die Anleitung und muss herzlich darüber lachen. Da wird mir schlagartig klar: Das funktioniert ja wirklich! Sogar ohne NordicWalking-Stöcke! Ja, die Franken haben nicht nur Herz, sondern dazu auch noch Humor! Mit richtig guter Laune erkunde ich nun die Gegend.
Manch einen mag die Energie zu einer ausgedehnten Wanderung antreiben. All diejenigen können von hier aus zu einem Rundwanderweg aufbrechen. Dieser Drei-Frankenstein-Weg verbindet die drei Regierungsbezirke und die drei Orte Geiselwind, Burghaslach und Schlüsselfeld miteinander und umfasst rund 40 Kilometer. Am Drei-Franken-Stein kommen Wanderer und Ausflügler gleichsam auf ihre Kosten. Der Wanderer genießt dabei nicht nur die sanft hügelige Landschaft des Steigerwalds, sondern unterwegs auch die Gastlichkeit der einen, oder anderen fränkischen Gastwirtschaft. Doch auch ich möchte meinen Ausflug kulinarisch ausklingen lassen. Dazu fahre ich zurück über das oberfränkische Schlüsselfeld, mehrere Kilometer durch Mittelfranken hinüber nach Oberfranken, wo ich in Pommersfelden kurz nach dem Schloss links abbiege und hinauf zum „Cafe Kellerhaus“ steuere.

Beim kulinarischen Ausklang ein Glas Federweißer genießen

Dort bestelle ich dann auf der Aussichtsterrasse die Spezialität des Hauses, nämlich einen Flammkuchen und genieße als kleines zusätzliches Highlight des Tages die tolle Aussicht auf das Schloss Weißenstein. Gleichzeitig ärgere ich mich ein wenig, dass ich mit dem Auto unterwegs bin, denn sonst hätte ich mir gerne einen Schoppen vom regionalen Frankenwein bestellt. Da sind die Radfahrer und Wanderer eindeutig im Vorteil.
Sinnend betrachte ich das imposante Schloss. Vielleicht sollte ich mir für morgen eine Schlossbesichtigung vornehmen. Schloss Weißenstein wurde im frühen 18. Jahrhundert vom Fürstbischof von Bamberg und Kurfürst von Mainz Lothar Franz von Schönborn erbaut. Das barocke Schloss, das sich noch immer in Familienbesitz befindet, kann bis Ende Oktober besichtigt werden. Aus Erfahrung weiß ich, dass sich das wirklich lohnt.  Das Gebäude  besitzt nicht nur ein einzigartiges Treppenhaus, das an Prunk kaum zu überbieten ist, sondern auch einen Grottensaal, der eine geheimnisvolle Faszination ausstrahlt. Zusätzlich gibt es extra Gemäldeführungen, die doch sehr zu empfehlen sind. Wer Kinder hat und diese beizeiten an Kultur heranführen will, kann sie an einer Kinderführung teilnehmen lassen, die von einer Schülerin durchgeführt wird.

Schloss Weißenstein

Noch einmal gleitet mein Blick über das Schloss und ich weiß: Ich bin privilegiert, weil ich mich in einer Region von Deutschland aufhalte, die zu den schönsten dieser Welt zählt. In Franken.