Montag, 28. Oktober 2013

Mein schlimmster Urlaub: Gedämpfte Stimmung in Italien

Schon mal einen richtig vermiesten Urlaub erlebt? Eigentlich möchte man das ja gerade nicht, nämlich, dass die schönsten Tage des Jahres zu den schlimmsten Tagen des Jahres werden. Trotzdem kann man das nicht völlig ausschließen. Dafür hat man dann beim Heimkommen was zu erzählen. Denn dass so etwas tatsächlich durchaus häufiger vorkommt, kann man bei der Blogparade lesen. 

Das ist mein Beitrag dazu:

Urlaub – das sind die Wochen, die man sich durch die Knechtschaft einer ganzen Jahresschufterei redlich verdient hat. Urlaub – das ist die Zeit auf die man hinhechelt, wenn der Chef mies drauf ist, Termine drücken und man auch noch den Kollegen vertreten muss. Kein Wunder, dass in den Ferien alles nach Plan laufen sollte.

Für mich ist Urlaub auch die Zeit, in der Stress abgebaut werden kann und den ich gerne mit meiner Familie genieße. Einmal – es ist schon Jahre her – war ich mit der gesamten Familie am Strand von Bibione in Italien. Schon damals reihten sich dort die braun gebrannten Körper ohne Abstand zum Nachbarn aneinander. Gleich am ersten Urlaubstag quetschten wir uns samt den drei Kindern mitten hinein.  Der Himmel war blau, der Strand feinsandig, die Touristen alle in aufgeschlossener Ferienstimmung. Eigentlich hätte gar nichts schief gehen dürfen. Mein Mann passte sogar freiwillig auf die Kinder auf, damit ich in aller Ruhe alleine im Meer plantschen konnte.

Es war ein herrlicher Wellengang und ich schwamm mit Begeisterung gegen die weiße Gischt an. Es machte mir auch nichts aus, dass mich die Wellen mitunter kurzzeitig überschwemmten und unter Wasser spülten. Doch plötzlich – hörte ich nichts mehr. Ich zog natürlich den richtigen Schluss: Wasser im Gehörgang, ein kurzes Plopp – Wasser draußen. Leider Fehlanzeige. Da war nichts mit „plopp“ und Wasser draußen. Ich testete kurz und stellte fest: Es war das rechte Ohr, im linken hörte ich normal. Trotzdem hatte ich keine Chance, wieder zu hören. Natürlich stürmte ich sofort an den Strand, informierte meinen Mann und lief zur Ferienwohnung um zur Selbsthilfe mittels Wattestäbchen zu greifen. Doch leider ohne Erfolg. Ich bohrte und bohrte… nichts. Ich begann zu schwitzen und zu rechnen: Noch zehn Tage Urlaub. Normalerweise versuchte ich diese Zeit so fest wie möglich zu halten, damit sie mir nicht vorschnell wie Sand durch die Hände rann. Doch diesmal konnte mir die Zeit nicht rasch genug vergehen.

Bibione, myself / pixelio.de


Meine Kinder machten sich schnell ein Spiel daraus, als sie merkten, dass die Mama auf dem einen Ohr taub war. Sie liefen um mich herum und brüllten mir ins „richtige“ Ohr.

Der Urlaub geriet von da an in Wellenbewegungen immer tiefer hinunter ins Stimmungstal. Der absolute Tiefpunkt wurde allerdings erreicht,  als mein Mann flüchtige Urlaubsbekanntschaften in unser Feriendomizil einlud. Die Unterhaltung rauschte völlig an mir vorbei. Denn mein Göttergatte hatte den neuen Bekannten sofort Plätze angeboten und sie dabei so drapiert,  dass mein „gesundes“ Ohr der falschen Seite zugewandt war. Für mich bestand die Unterhaltung daher aus einem babylonischen Sprachgewirr. Ich registrierte zwar, dass das sicherlich ganz nette Paar mich immer wieder erwartungsvoll ansah, aber ich weiß bis heute nicht warum. Verwirrt wandten sie sich schließlich von mir ab. Wahrscheinlich hielten sie mich für eine Italienerin, die kein Deutsch verstand, oder aber für taubstumm. Keine Ahnung. Mir egal. Hauptsache der Urlaub war endlich rum und ich durfte wieder zurück ins kalte Deutschland. 

Denn dort wohnte mein Arzt, der mich schließlich von meiner Ohrverstopfung heilte. Was lernen wir daraus? Am besten niemals verreisen, ohne ein kluges Wörterbuch extra für Arztbesuche mit einzustecken, oder alternativ dazu, einen Arzt mit in den Urlaub einladen.